Helmut Marko, leitender Berater von Red Bull Racing, hat Berichten zufolge die Organisatoren des Großen Preises von Singapur und die Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) aufgefordert, Lando Norris’ Startplatz nach einem Vorfall im Qualifying am Samstag zu überprüfen und herabzustufen. Laut Marko behinderte Norris Max Verstappens fliegende Runde und verhinderte so die Pole-Position des Niederländers, der letztlich hinter Mercedes-Fahrer George Russell Zweiter wurde. Die Kontroverse hat vor dem Rennen am Sonntag eine hitzige Debatte unter Teams, Fans und Kommentatoren ausgelöst.
In der entscheidenden Schlussphase des Qualifyings auf dem Marina Bay Street Circuit fuhr Verstappen eine starke Runde, die ihm die Pole-Position hätte sichern können. Doch kurz vor dem letzten Abschnitt begegnete er Norris’ McLaren, der langsam auf der Ideallinie fuhr. Obwohl Norris im letzten Moment auszuweichen schien, hatte Verstappen bereits Zeit und Schwung verloren. Seine Runde war beeinträchtigt, und er konnte sich nur den zweiten Startplatz sichern, 0,082 Sekunden hinter Russell.
Nach dem Qualifying äußerte sich Helmut Marko frustriert über die „unnötige Behinderung“, die „das Qualifying direkt beeinflusst“ habe. Er argumentierte, Norris’ Verhalten habe die Kriterien für die Behinderung eines anderen Fahrers während einer fliegenden Runde erfüllt, ein Verstoß, der normalerweise mit einer Startplatzstrafe geahndet wird. „Wenn die Regeln konsequent angewendet werden“, sagte Marko gegenüber Reportern, „dann sollte Norris zurückgestuft werden. Max hat unverschuldet die Chance auf die Pole verloren.“
McLaren hingegen verteidigte Norris und betonte, das Team habe den Fahrer schnellstmöglich über Verstappens Vorgehen informiert und Norris habe innerhalb eines engen Zeitrahmens angemessen reagiert. Teamchef Andrea Stella erklärte, Lando habe „alles getan, um die Linie sicher zu verlassen“, und die Daten würden zeigen, dass er niemanden absichtlich blockiert habe.
Die FIA-Kommissare überprüften Filmmaterial und Telemetriedaten beider Autos. Nach kurzer Beratung entschieden sie sich gegen eine Strafe für Norris. Sie begründeten dies damit, dass Verstappens Runde zwar beeinträchtigt war, der Vorfall aber keine vorsätzliche oder gefährliche Behinderung darstellte. Die Kommissare führten mildernde Umstände wie die enge Streckenführung und den hohen Verkehr in den letzten Minuten des Qualifyings an.
Die Entscheidung überraschte sowohl Verstappen als auch Norris. Verstappen gab in einem Interview nach dem Qualifying zu, dass er „damit gerechnet hatte, dass etwas passiert“, nachdem der Vorfall von den Rennkommissaren bemerkt worden war. „Schon gut, wir machen weiter“, sagte er, wobei sein Tonfall sichtlich Enttäuschung verriet. Norris wiederum zeigte sich überrascht, dass die Angelegenheit zu einer formellen Beschwerde eskaliert war. „Ich dachte nicht, dass es so ernst ist“, sagte er. „Ich bin so schnell wie möglich zur Seite gegangen. Es ist schade, wenn Max davon betroffen war, aber das war nie meine Absicht.“
Für Red Bull bedeutet diese Situation eine weitere Verschärfung des ohnehin schon harten Meisterschaftskampfes. Verstappen, der die Saison über weite Strecken dominiert hat, steht auf Rennstrecken wie Singapur vor einer größeren Herausforderung, da Überholen schwierig und die Streckenposition entscheidend ist. Helmut Markos Beharren auf einer strengeren Regeldurchsetzung unterstreicht Red Bulls Befürchtung, dass jede verpasste Chance erhebliche Folgen für den Titelkampf haben könnte.
Während sich die Teams auf den Grand Prix vorbereiten, erinnert der Vorfall erneut daran, wie eng es in der Formel 1 zugeht – ein einziger Moment kann das ganze Wochenende aus dem Gleichgewicht bringen. Ob der Streit zwischen Red Bull und McLaren nachhaltige Auswirkungen haben wird, bleibt abzuwarten. Im Moment richten sich alle Augen darauf, wie Verstappen und Norris reagieren werden, sobald in Singapur die Ampeln ausgehen.