Eine Sklavin gebar ihr Kind still in der Scheune… und ihr Kind wurde der Frau des Obersts übergeben.

Der Sturm, der in jener Nacht über Augusta County fegte, war von solch gewaltiger Natur, dass er selbst einen Gott erzürnt hätte. Blitze zuckten über Blackwood Manor, einem weitläufigen Anwesen, dessen Luft vom Geruch nach Tabak und Schweiß erfüllt war. Im Inneren des prunkvollen Hauses drangen Lachen und Musik aus einem glitzernden Ballsaal. Draußen, im Schlamm und Regen, schuftete eine junge Sklavin allein und versuchte, sich in einer Welt, die sie zum Tode verurteilt hatte, ein neues Leben aufzubauen.
Sie hieß Ara, war erst zweiundzwanzig Jahre alt, und ihre Augen zeugten noch immer von Trotz. Man verweigerte ihr eine Hebamme, eine Decke und sogar Wasser. Oberst Thaddeus Blackwood, der Gutsherr, befahl ihr, im Stall zu gebären, „unter ihresgleichen“, wie er höhnisch bemerkte. Seine Grausamkeit war kein Zufall; sie war eine Kunst, die er perfektioniert hatte.
In jener Nacht, als der Donner über die Blue Ridge Hills grollte, übertönte der Sturm Aras Schreie. Stunden später, als der Wind endlich nachließ, hallte der erste Schrei ihres Sohnes schwach durch die Scheunen. Was folgte, war eines der erschreckendsten und einschneidendsten Ereignisse in der Geschichte der Landwirtschaft Virginias.
Der Oberst und sein „Geschenk“
Oberst Blackwood, fünfundfünfzig Jahre alt und in drei Grafschaften gefürchtet, war stolz auf seine Herrschaft über Ländereien, seinen Reichtum und alle ihm Untergebenen. Er war von einem einzigen Wunsch besessen: einen männlichen Erben zu zeugen. Seine Frau Eleanor, mit der er seit zwanzig Jahren verheiratet war, hatte ihm keinen Sohn geboren. In den Augen des Südstaatenadels galt seine Unfruchtbarkeit als unverzeihliche Sünde.
Demütigung war für den Oberst ein Vergnügen. Als er hörte, dass ein Sklavenmädchen im Stall ein Kind geboren hatte, überkam ihn ein grausamer Drang. Er ließ seine Gäste mitten im Tanz zurück, watete durch den Schlamm und riss Ara das Neugeborene aus ihren zitternden Armen.
Augenblicke später, als Regenwasser und Schlamm auf den Marmorboden tropften, betrat sie den Ballsaal und trug das weinende Baby auf dem Arm.
„Meine Damen und Herren“, verkündete er lächelnd, „ein sehr ungewöhnliches Geschenk für meine liebe Frau: ein Kind, das ihre leeren Arme füllen soll!“

Die Musik verstummte. Die Gläser erstarrten in der Luft. Das einzige Geräusch war das Weinen des Babys.
Alle Blicke richteten sich auf Eleanor. Die Frau, die zwanzig Jahre lang Spott ertragen hatte, stand regungslos da, bleich im Lampenlicht. Der Oberst wartete auf ihren Zusammenbruch, ihr Schluchzen, ihren Zusammenbruch, um seine Kontrolle über seine Kameraden zu festigen.
Doch was zerstört wurde, war ihre Illusion von Macht.
Rebellion in ihren Augen
Das Schreien des Babys wurde lauter, heftiger und verzweifelter. Etwas regte sich in Eleanor. Ihre Demütigung verschwand und wurde von einem kühlen, strahlenden Gefühl abgelöst. Mit bedächtiger Anmut durchquerte sie den Ballsaal, nahm das Baby aus den Armen ihres Mannes und drückte es fest an sich.
Der Raum hielt den Atem an.
Als Eleanor das Gesicht des Kindes betrachtete, sah sie nichts von der Grausamkeit ihres Mannes, sondern eine Seele: zerbrechlich, rein und dennoch lebendig. Als sie den Kopf hob, klang ihre Stimme klar und majestätisch:
Er sagte: „Jahrelang habe ich zu Gott gebetet, er möge mich mit einem Sohn segnen. Heute Abend wurden meine Gebete erhört. Dieses Kind ist Nathaniel Blackwood, mein einziger Sohn.“
Eine Welle des Erstaunens ging durch die Zuhörer. Das Lächeln des Obersts verschwand. Mit einem einzigen Satz war sein „Scherz“ zu einer öffentlichen Erklärung seines Vermächtnisses geworden, die von der halben Elite des Landkreises miterlebt wurde.
Ohne seine Blasphemie einzugestehen, konnte er davon nicht abrücken.
In jener Nacht schwor er sich im Stillen: Sollte sie jemals Mutter werden wollen, würde er ihr zeigen, was Mutterschaft bedeutet, und es zu ihrer Strafe machen.
Kreis der Hölle
Am folgenden Morgen entzog Colonel Blackwood seiner Frau jeglichen Komfort. Sie wurde aus ihrer Master-Suite in ein beengtes Zimmer neben dem Kinderzimmer verlegt. Ihr Dienstmädchen wurde entlassen, ihre Kleider weggeschlossen und alle gesellschaftlichen Einladungen abgesagt.
Er sagte: „Du wolltest ein Kind, und jetzt wirst du auch eins verdienen.“
Eleanor wurde befohlen, Nathaniel allein aufzuziehen: ihn zu baden, zu füttern und ohne fremde Hilfe zu pflegen. Diener durften ihr nicht helfen. Unterdessen wurde Ara, die leibliche Mutter des Jungen, dazu gezwungen, unter der sengenden Sommersonne Bewässerungsgräben auszuheben. Jeder Versuch, zum Palast zu blicken, hätte eine Auspeitschung zur Folge gehabt.
Zwei Frauen, die mit einem Kind gefesselt waren, wurden für dieselbe Tat zu lebenslanger Haft verurteilt.
Aus Wochen wurden Monate. Eleanors Hände bluteten, ihre Schönheit verblasste, und ihr Lebensmut schien zu schwinden. Im ganzen Haus flüsterte man, sie verliere den Verstand. Doch als ihr Kind eines Nachts Fieber bekam, geschah etwas Außergewöhnliches.
Als sie ihn erschöpft und dem Zusammenbruch nahe schüttelte, streckte Nathaniel seine kleine Hand aus und streichelte ihre Wange. Die Berührung entfachte die Glut neu, die nie ganz erloschen war.
Der Oberst wollte es zerstören, aber stattdessen fotografierte er es.
Der Bund
Als ihr Fieber sank, verschwand auch ihre Angst. Eleanor hörte auf zu betteln und begann zu planen. Sie studierte die Buchhaltung ihres Mannes, seine Termine und seine Gewohnheiten. Sie beobachtete, wartete ab und lernte.
Dann machte er seinen ersten Schritt.
Sie sagte ihrem Mann, Nathaniel werde immer schwächer. Er brauche Milch, Muttermilch. Sie argumentierte, dass er sich in den Augen der Gemeinde lächerlich machen würde, wenn er das Kind sterben ließe. Erfreut über ihre vermeintliche Sorge um sein Ansehen, willigte der Oberst ein, Ara mit nach Hause zu nehmen.
Er dachte, das würde sein Leid verdoppeln, aber er irrte sich.
Eines Nachts, spät in der Nacht, als das Mädchen schlief, näherte sich Eleanorah Aras Bett. Sie flüsterte: „Welche Lieder hat deine Mutter dir vorgesungen?“
Ara betrachtete sie aufmerksam und begann dann zu summen: eine bezaubernde Melodie, älter als der Hof selbst. In diesem Augenblick waren Herrin und Sklavin keine Feinde mehr. Sie waren Mütter geworden, verbunden durch Schmerz und Wut.
Ihr geheimes Abkommen begann noch in derselben Nacht: Eleanor sollte den Verstand des Jungen schärfen; Ara sollte seine Seele formen.
Geheime Bildung
Als Nathaniel älter wurde, verwandelte sich das Kinderzimmer in einen Ort der Revolution. Tagsüber wiegte Ara ihn mit Geschichten von Anansi, der Spinne, in den Schlaf – jenem listigen Trickser, der Riesen mit Köpfchen, nicht mit Kraft, besiegte. Nachts zündete Eleanor eine einzelne Kerze an und lehrte ihn Buchstaben aus dem heiligen Buch der Familie.
Als er die heiligen Schriften beherrschte, wandte ich mich den Notizbüchern des Obersts zu. Ich lehrte ihn Mathematik, Recht und Philosophie – all das, was Sklaven verwehrt blieb. Ich zeigte ihm, wie der Reichtum der Plantage auf Betrug beruhte und wie jeder Schilling des Vermögens seines Vaters auf Lügen aufgebaut war.
Er lernte, die Welt wie ein Buchhaltungsbuch zu lesen: um zu erkennen, wo er die Dinge ausgleichen und wo er sie verbrennen sollte.
Als Nathaniel Blackwood achtzehn wurde, war er ein Mann in zwei Welten: der gehorsame Erbe des Südens und der stille Anhänger der Rebellion. Der Oberst, verblendet von Eitelkeit, sah nur, was er sehen wollte: einen ruhigen, gehorsamen Jungen.
Er ahnte nicht, dass sich direkt unter seinem Dach ein Sturm zusammenbraute.
Die Rache der Ehefrau
Als Eleanor ihren Mann um Hilfe bei der Bezahlung der Hausrechnungen bat, lachte er und gab ihr die Schlüssel. Er sagte: „Lass sie doch ihren Spaß haben.“
Dieses Lachen wird ihn alles kosten.
Nacht für Nacht studierten sie und Nathaniel akribisch die Aufzeichnungen des Hofes und deckten jahrelangen Betrug auf: gefälschte Ernteberichte, gestohlene Urkunden und geheime Bestechungsgelder. Sie schrieb alles auf dünnes Pergament und versteckte es in einer hohlen Bibel – eben jenem Buch, das einst ihr Glaubensbeweis und nun ihr Instrument der Gerechtigkeit gewesen war.
Unterdessen knüpfte Ara unter den Versklavten ein Netz aus Flüsterstimmen: Er kartierte Loyalitäten, identifizierte Schwächen und katalogisierte die Vergehen jedes Aufsehers. Gemeinsam spannen die drei ein Netz, dessen Zuziehen der Oberst nie bemerkte.
Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, war sein Reich bereits zusammengebrochen; aber er wusste es noch nicht.
Abrechnungen auf dem Sterbebett